76. Dotter-Konzert

„Wach auf meines Herzens Schöne“

Liebesliederwalzer und mehr!

Dirigent leitet ein Orchester mit Chor auf beleuchteter Bühne in festlichem Konzertsaal.

Sonntag, 17.05.2026, 18.00 Uhr | Ernst-Ludwig-Saal

Ein buntes Kaleidoskop

Johannes Brahms liebte es, Walzer am Klavier zu spielen. Immer wieder ließ er sich zu neuen Walzern inspirieren – vor allem, wenn er wieder einmal in Wien war, in der großen Walzermetropole. Aus dieser Freude am beschwingten Musizieren, so heißt es, entstanden auch seine Liebesliederwalzer.

Die Liebesliederwalzer von Johannes Brahms gehören zu seinen beliebtesten Kompositionen und sind doch höchst filigran und technisch enorm anspruchsvoll, was wohl unterstreicht, dass sie ursprünglich für Soloquartett und vierhändiges Klavier konzipiert waren. Eine chorische Aufführung lehnte der Komponist zunächst ab, solange bis er sich selbst davon überzeugen konnte, dass bei entsprechend geschulten Sängerinnen und Sängern ein größer besetztes Ensemble doch noch mehr Ausdrucksmöglichkeiten mitbringt. Die erste öffentliche Aufführung der Liedersammlung erfolgte am 5. Januar 1870. Mit Clara Schumann und Johannes Brahms selbst am Klavier, den Sängerinnen Louise Dustmann-Meyer und Rosa Girzick sowie den beiden Sängern Gustav Walter und Emil Krauss.

Liebe in Miniaturen – Brahms’ Vielseitigkeit in den Liebesliederwalzern

Brahms‘ Liederzyklus op. 62 beleuchtet die Liebe in sieben Miniaturen von ganz unterschiedlichen Seiten. Dies zeigt einmal mehr die unheimliche Repertoiretiefe des großen Hamburger Komponisten. In den Liebesliederwalzern zeigt er seine große Vielseitigkeit, wenn es darum geht, Gefühlsregungen durch die Musik auszudrücken. Vertont hat er Nachdichtungen von Volksliedern, die meisten aus Osteuropa. Sie stammen aus der Sammlung „Polydora“ von Georg Friedrich Daumer. Daraus schafft Brahms sehr kurze Miniaturen, die jeweils nur ein bis zwei Minuten dauern. Sie ergeben ein buntes Kaleidoskop menschlicher Regungen, wie Liebe, Sehnsucht, Wut oder auch Spott.

Ergänzt wird das Programm mit weiteren Werken. Von Wilhelm Berger erklingt der äußerst selten aufgeführte, sehr abwechslungsreiche „Nixenreigen“, der von tanzenden und feiernden Wasserwesen erzählt. Neben ebenfalls eher unbekannten Kompositionen für Chor und Klavier von Gabriel Fauré und Heinrich von Herzogenberg, legt der Chamber Choir of Europe auch einen kleinen Fokus auf die Komponistinnen Fanny Hensel und die sehr jung verstorbene Lili Boulanger, die mit ihrer „Hymne au soleil“ ein farbenreiches Loblied auf Sonne und Liebe hinterlassen hat. Abgerundet wird das Programm von der romantischen Liebesballade „You are my own dweller in my endless dreams“ aus der Feder des Sängers Florian Prey, die der Chamber Choir of Europe 2024 uraufgeführt hat.

Chamber Choir of Europe

Der Chamber Choir of Europe ist ein Ensemble, geformt aus Solistinnen und Solisten aus ganz Europa und der Welt. Sein Repertoire ist so vielfältig wie die europäische Kultur selbst und trägt aktiv zur Förderung des kulturellen Dialogs sowie zum gegenseitigen Verständnis der Kulturen und Geschichten der europäischen Völker bei. Das Ensemble lebt den europäischen Gedanken und steht für gelebte Vielfalt und Miteinander.
Einladungen führen den Chamber Choir of Europe regelmäßig zu renommierten Festivals und Veranstaltern in ganz Europa. Zuletzt zum Südtirol Festival in Meran mit Sir Karl Jenkins und nach Bad Urach. Im Mittelpunkt steht dabei stets das „Ur-Instrument“ – die menschliche Stimme –, das in brillanter Weise a cappella, im Zusammenspiel mit Solistinnen und Solisten oder begleitet von Orchester fasziniert.

Tristan Meister

Tristan Meister arbeitet als Dirigent und Dozent für Chordirigieren an den Musikhochschulen Mannheim und Frankfurt am Main. Er gründete den Kammerchor Vox Quadrata, ist seit 2024 Artistic Director des Chamber Choir of Europe. Darüber hinaus ist er musikalischer Leiter des Jugendchores sowie des Kammerchores Hochtaunus. Mit dem Beethovenchor Ludwigshafen führt er oratorische und chorsinfonische Werke sämtlicher Epochen auf. Zudem arbeitet er regelmäßig mit der Mannheimer Kammerphilharmonie, dem Kurpfälzischen Kammerorchester und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zusammen.

Fabian Gehring

Fabian Gehring studierte in Karlsruhe sowie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Das Spiel des jungen Pianisten zeichnet sich durch poetischen Klangsinn, tiefe inhaltliche Durchdringung und strukturelle Klarheit aus. Viele seiner Programme sind geprägt von Neugier und dem Mut zum Unkonventionellen. Fabian Gehring war Preisträger verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe und konzertiert in vielen Ländern Europas.

Andreas Frese

Andreas Frese zählt zu den gefragtesten Pianisten und Liedbegleitern seiner Generation. Er gastiert bei bedeutenden Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Festival Ljubljana, der Schubertiade sowie in renommierten Sälen wie der Laeiszhalle Hamburg, der Kölner Philharmonie und der National Concert Hall Dublin. Seine künstlerische Handschrift ist geprägt von einer besonderen Affinität zu den Liedern Schuberts und Schumanns sowie zu selten gespielten Werken, die er mit feinem Gespür und großer stilistischer Bandbreite interpretiert.

Besetzung:
Chamber Choir of Europe
Andreas Frese, Klavier
Fabian Gehring, Klavier
Tristan Meister, Dirigent

Programm:
Ralph Hoffmann, Wach auf, meins Herzens Schöne
Felix Mendelssohn, Jagdlied
Wilhelm Berger, Nixenreigen
Gabriel Fauré, Les Djinns
Johannes Brahms, Sieben Lieder op. 62
1. Rosmarin
2. Von alten Liebesliedern
3. Waldesnacht
4. Dein Herzlein mild
5. All meine Herzgedanken
6. Es geht ein Wehen
7. Vergangen ist mir Glück und Heil
Florian Prey, You are my own dweller in my endless dreams
Lili Boulanger, Hymne au soleil
Johannes Brahms, Liebesliederwalzer op. 52
Heinrich von Herzogenberg, Nachtlied

Foto © Carsten Meister (Titel)