80. Dotter-Konzert

Dante. Liszt. Petrarca. – Pilgerjahre zwischen Klang und Dichtung

Konzertlesung zum 104. Todesjahr von Franz Liszt – Uraufführung

Mann im weißen Anzug sitzt nachdenklich am Klavier, im Hintergrund ein dekorativer Wandteppich.

Freitag, 18.09.2026, 19.00 Uhr | Ernst-Ludwig-Saal

Von Musik zu Literatur zu Musik

Komponisten werden durch literarische Texte angeregt, Schriftsteller von musikalischen Werken inspiriert.

Ab Mitte 1837 hielt sich Franz Liszt etwa zwei Jahr lang in Italien auf. Seine tiefen Eindrücke von der italienischen Kultur, Kunst und Literatur fließen ein in den zweiten Band seines mit „Pilgerjahre“ überschriebenen Klavierzyklus, den er während seiner Zeit als Kapellmeister in Weimar komponierte und zusammenstellte. Neben einem frühen Gemälde Raphaels, einer Statue Michelangelos und einer Canzonetta machten offenkundig vor allem literarische Texte von Petraca und Dante einen starken Eindruck auf Liszt.

Über die Beziehung von Literatur und Musik schrieb er 1860 in einem Brief an Agnès Street-Klindworth von der „Erneuerung der Musik durch ihre innigere Verbindung mit der Dichtkunst“ und nannte dies eine „große Idee“, die zu verwirklichen ihn „immer in Atem gehalten“ habe. Von Dichtung inspiriert ist auch das Klavierstück „Gottes Segen in der Einsamkeit“ aus dem Zyklus „Poetische und religiöse Harmonien“ des französischen Dichters und Philosophen Alphonse de Lamartine, das Kotaro Fukuma den Stücken aus den „Pilgerjahren“ voranstellen wird.

Damit tritt ein wesentlicher Aspekt der vielschichtigen Persönlichkeit des Komponisten Franz Liszt hervor, nämlich seine Religiosität, die in eigenwilligem Kontrast zu seinen zahlreichen Amouren zu stehen scheint und 1865 im Empfang der niederen Weihen auch einen kleidsamen Ausdruck gewann. Seitdem trug Liszt eine Soutane, ein knöchellanges und tailliertes Obergewand mit engen Ärmeln, das von katholischen, koptischen oder anglikanischen Geistlichen getragen wird.

An den Anfang der Konzertlesung stellt Kotaro Fukuma eine Hommage à Liszt des Komponisten Matthieu Stefanelli, die dieser ihm 2018 gewidmet hat.

Kotaro Fukuma

Der Pianist zählt in seinem Heimatland Japan zu den renommiertesten Künstlern seines Fachs. 2003 gewann er den Ersten Preis und den Chopin Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb in Cleveland. Hohe Auszeichnungen erhielt er außerdem bei den Wettbewerben Arthur Rubinstein, Paloma O’Shea, Gina Bachauer und Maj Lind. Als Solist gastiert er in bedeutenden Konzertsälen, so in der Philharmonie und im Konzerthaus Berlin, im Gewandhaus zu Leipzig, im Münchner Gasteig, im Salle Gaveau in Paris, in der Victoria Hall in Genf, im Auditorio Nacional Madrid sowie in Tokio in der Suntory Hall und der Opera City.
Mehr als zehn Komponisten haben für ihn ein Werk geschrieben. Besondere Aufmerksamkeit erhält Kotaro Fukuma für seine thematisch anspruchsvolle Programmgestaltung, für seine eigenen Transkriptionen und bei der Zusammenarbeit mit anderen Künstlern.
Er studierte am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris, an der Universität der Künste in Berlin und an der Internationalen Piano Akademie Lake Como in Italien. Kotaro Fukuma ist Kulturbotschafter seiner Heimatstadt Kokubunji.

Dr. Michael Fürtjes

Dr. Michael Fürtjes promovierte über die Ästhetik Friedrich Schillers aus der Perspektive der Politischen Theologie von Johann Baptist Metz. Er war Religionslehrer an der Deutschen Schule Rom, bevor er 1985 eine Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler absolvierte. Bis Mitte 2018 war er in der Buchbranche tätig. Er beschäftigt sich mit Philosophie und Literatur.

Besetzung:
Kotaro Fukuma, Klavier
Dr. Michael Fürtjes, Texte

Programm:
Uraufführung

Foto © T. Shimmura (Titel)